4,0 de 5 estrellas
The Gambler
Revisado en Alemania 🇩🇪 el 4 de diciembre de 2016
Jim Bennett hat eigentlich alles. Er stammt aus einer wohlhabenden Familie, hat ein schönes Haus, ist ein zwar etwas eigenwilliger, aber dennoch angesehener Professor für Literatur und hat sogar einen Roman veröffentlicht. Er hat aber auch ein nicht unbeträchtliches Problem: er ist spielsüchtig. Gewinnen oder Verlieren sind ihm egal. Gewinnt er, dann spielt er einfach so lange weiter, bis nichts mehr übrig ist. Das Spielen an sich ist es, das ihm als einziges wirklich etwas bedeutet und für ihn zählt. Auch ist es ihm egal, dass es gleich mehrere Kredithaie auf ihn abgesehen haben, weil er sich überall Geld leiht und dieses nicht zurückzahlt, sondern lieber verzockt. Die Lage spitzt sich immer weiter zu, als ihm niemand mehr Geld leihen will und ihm die Geldeintreiber mehr und mehr zu Leibe rücken…
Manchmal gibt es Filme, da erwartet man zu viel und wird dann eventuell enttäuscht. Und dann gibt es Filme, da ist die Erwartungshaltung verhältnismäßig gering, und man wird positiv überrascht. The Gambler war bei mir ganz eindeutig ein Film der zweiten Kategorie. Regisseur Rupert Wyatt ist ja schon mit seinem letzten Film Planet der Affen: Prevolution etwas gelungen, das viele andere hinter der Kamera so nicht unbedingt schaffen: ein Actionfilm mit intellektuellem Anstrich, der zu unterhalten weiß, aber auch auf der emotionalen Ebene erstaunlich gut funktioniert. The Gambler hingegen versteht sich ganz klar als Drama, bietet allerdings auch Thrillerelemente, die sich jedoch in Grenzen halten. Der Schwerpunkt der Erzählung liegt ganz eindeutig auf seiner Hauptfigur Jim Bennett und dessen vorprogrammierter Abwärtsspirale. Jedoch will der Film diese Ausgangslage seines Protagonisten nicht bewusst reißerisch ausarbeiten und einfach alle nur erdenklichen Klischees und Stereotypen vor dem Zuschauer auswalzen. So einfach macht Wyatt es einem nicht. Das beginnt schon damit, dass es einem wirklich schwer fällt, Bennett zu mögen, denn es ist eher eine seltsame Mischung aus Abscheu und Mitleid, die hier mitschwingt. Der Mann ist alles andere als ein Sympathieträger, bestimmt von seiner Lebenseinstellung. Mittelmaß widert ihn in jeglicher Hinsicht an. All or nothing. Ist es kein Sieg, dann ist es wertlos, und selbst das ist nur zweitrangig. Für ihn zählt einzig und allein der fiebrige Rausch, den er beim Spielen empfinden kann, alles andere ist ohne Bedeutung. Diesem Gefühl ist alles andere untergeordnet und in diesem Punkt gibt sich Bennett ausgesprochen kompromisslos. Er schert sich kein Stück weit um die Gefühle und Meinungen seiner Mitmenschen, sagt gerade heraus was er denkt und lehnt jegliche sich im bietende Hilfe einfach ab. Er fährt sein ganzes Leben so zielstrebig wie selbstzerstörerisch an die Wand und steuert geradezu hemmungslos seinem Ende entgegen ohne das es ihn groß kümmern würde. Im Gegenteil, er scheint ihn regelrecht zu zelebrieren, seinen Untergang mit wehenden Fahnen. Er lehnt sich kein bisschen dagegen auf und wünscht ihn vielleicht sogar herbei. Ein Hauch von Todessehnsucht scheint ihn zu umgeben und selbst, wenn er wollte, er könnte gar nichts dagegen tun, das wird schnell klar. Es ist Teil seiner Natur, er akzeptiert es als Stück seiner Selbst, ganz so wie der Skorpion in dem bekannten Gleichnis mit dem Frosch. Mark Wahlberg verkörpert diesen ausgesprochen ambivalenten Charakter ganz hervorragend, perfekt teilnahmslos, stoisch und gnadenlos zerstörerisch sich selbst gegenüber. Zweifellos seine beste Performance seit dem tollen Boogie Nights (1997). Es ist beinahe beängstigend, wie gleichgültig er sich gibt, gleichgültig gegenüber sich selbst und seiner Umwelt. Neben Wahlberg sind auch die Nebenrollen exzellent besetzt, egal, ob John Goodman als philosophierender Kredithai, Jessica Lange als Bennett's Mutter oder Brie Larson als studentische Affäre, sie alle spielen hervorragend. Vor allem Goodman ist grandios, agiert deutlich über seinem ohnehin schon hoch angesiedelten Durchschnitt und liefert mehr als nur eine denkwürdige Szene. Sein Monolog über seine Lebenseinstellung jedenfalls ist fantastisch und sicher eines der Highlights des Films.
Nach Planet der Affen: Prevolution hat Rupert Wyatt mit The Gambler einen weiteren Volltreffer gelandet. Das Drama bietet zwar gelegentliche Thriller-Momente, lebt aber eindeutig von seiner Stimmung und der dichten Atmosphäre. Neben dem hervorragendem Cast und einer etwas ungewöhnlichen Figurenzeichnung glänzt The Gambler letztlich noch mit seiner Inszenierung selbst, selbstbewusst, aber niemals selbstverliebt, düster und zugleich poetisch, in kühlen Bildern eingefangen und mit einem tollen Soundtrack versehen. Ein chronologisch erzähltes Psychogramm einer hoffnungslosen Seele, dem eine enorme innere Spannung anhaftet. Das unweigerlich nahende Ende ist zwar vorhersehbar, aber gleichzeitig so sehr im Schicksal des Protagonisten verankert, dass das kaum störend wirkt.
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