3,0 de 5 estrellas
Walker - Texan President
Revisado en Alemania 🇩🇪 el 19 de enero de 2009
Kaum ein Mensch hat die Welt in den letzten Jahren so bewegt wie er und kein anderer gilt derart als persona non grata wie George W. Bush. Irak-Krieg, Guantanamo, Folterskandale, in der amerikanischen Geschichte des 20. und 21. Jahrhunderts ist mit Ausnahme von Richard Nixon kaum ein Präsident mit einem unrühmlicheren Erbe aus dem Amt geschieden. Und auch das Leben Nixons hat Oliver Stone bereits verfilmt, kein Zufall also, dass der Regisseur 13 Jahre danach beschlossen hat sich dem "neuen Nixon" zu widmen.
Daraus hervorgegangen ist eine betont massentaugliche Filmbiografie, die zwischen den Ansprüchen Bush einerseits menschlich darzustellen und gleichzeitig zu verdammen hin und hergerissen ist. Zugleich ist der Film wenig mehr als eine chronologische Aneinanderreihung von Rückblenden, die sich auf zwei Handlungsebenen bewegen. Während man auf der einen Handlungsebene den Weg Bushs von der erfolgreichen Invasion Afghanistans zum Irak-Krieg verfolgen kann, zeichnet sich auf der anderen Handlungsebene das Leben des "W" ab, vom Sohn eines in die Politik eingestiegenen Ölmanagers, dem Daddy immer wieder aushelfen musste, zum Alkoholiker auf der Suche nach sich selbst und seiner Bestimmung, der in keinem Beruf Erfüllung finden konnte und sich als Erstgeborener in der Anerkennung des Vaters durch seinen erfolgreichen jüngeren Bruder Jeb bedroht fühlte. George juniors einzige Ambition entwickelt sich jedoch genau aus dieser Rivalität mit dem kleinen Bruder, als er an dessen Stelle die Chance erhält, sich endlich beweisen zu können und es sogar schafft vom Alkohol los zu kommen.
Doch der Sieg des Vaters bei den Präsidentschaftswahlen bringt W nicht den ersehnten Job in Washington und als der Senior seine Wiederwahl nicht schafft, schreibt der Sohn dieses Versagen dem Versagen des Präsidenten im Golfkrieg zu. Er hätte weiter marschieren müssen und Saddam erledigen, dann hätte Clinton, so George W.s Logik, niemals Präsident werden können. Der erste Irak-Krieg wird zum Katalysator für Bushs Entwicklung, er ist umso mehr gewillt, sich zu beweisen und den Vater zu übertrumpfen.
Genau genommen ist "W" ein Vater-Sohn-Konflikt, der oft sehr gekünstelt daher kommt und eben Oliver Stones Sichtweise entspricht. Bushs Träume dienen dabei als zusätzliches Stilmittel um den inneren Konflikt Ws zu konkretisieren und ersparen womöglich aussagekräftigere Dialoge und Szenen, die jedoch von manchen Zusehern als "zuviel Gequatsche" wahrgenommen worden wären. Der Film hätte ruhig auch länger sein können, doch das hätte sicherlich seinen Anspruch geschadet, ein möglichst breites Publikum zu erreichen und so ergibt es sich dass Bushs Leben und Entscheidungen nur grob umrissen dargestellt werden, mehr "starke Szenen" hätten dem Film allerdings gut getan.
Die Kinotauglichkeit sorgt jedoch auch für ein paar Probleme, erkennt man manche Charaktere ja kaum wieder, würden ihre Namen nicht explizit genannt. Zwar sehen die Darsteller so durchaus sympathisch und attraktiv aus, aber es bleibt eben nur bei oberflächlichen Ähnlichkeiten, als Samuel L. Jackson Barack Obama spielen, Verwechslungen der Darsteller mit ihren Rollen lassen sich jedenfalls bis auf einige günstige Kameraeinstellungen ausschließen. Dazu gesellt sich die teils sehr subjektive Darstellung Collin Powels als den gescheiterten Retter der Welt, der als einziger Ex-General am Kabinettstisch den Kriegstreibern Donald Rumsfeld, Dick Cheney und Paul Wolfowitz Paroli bietet, während Condoleezza Rice das Dasein einer Statistin mit wenigen Sätzen führt. Einzig und allein durch Powell, der sich als Unterstützer Barack Obamas wohl Absolution verdient hat, werden berechtigte Kritik und Zweifel an der Richtigkeit von Bushs Irak-Politik geäußert. Hätte er doch nur auf die Gemäßigten gehört oder Liberale, wie seine Frau Laura, ist die Moral von der Geschicht und so wird Bushs Erfolg bei den Gouverneurswahlen so gedeutet, dass es die Ratschläge seiner Frau, auf Themen wie Jugend zu setzen und damit liberale, ja eigentlich demokratische, Standpunkte waren, die ihm zum Sieg verholfen haben.
Bushs Wille zur Macht und Manipulierbarkeit durch das Gespann Cheney-Rumsfeld lassen sich nicht verschweigen und zumindest in dieser Hinsicht ist W sehr glaubwürdig, werden doch Bushs Überzeugung und die Liebe zu prägnanten einfachen Slogans hervorragend dargestellt, genauso wie das Talent des Mannes, der überzeugt davon war, die Demokratie mit Waffengewalt im Nahen Osten einführen zu müssen. Wie Karl Rove es formuliert, Bush ist der Kandidat, mit dem man lieber ein Bier trinken gehen würde und als schlichter durchschnittlicher Cowboy-Typ aus Texas konnte er auch überzeugen, indem für die Durchschnittsbürger zu wirken begann, als wäre er einer von ihnen und nicht ein politischer Aristokrat, der nicht einmal echter Texaner ist. W zeigt ihn von seiner menschlichen Seite, als Versagertypen mit Alkoholproblem, für den Religion zwar eine wichtige Rolle in seinem Lebenswandel zu spielen scheint, was allerdings nur ansatzweise überzeugend dargestellt wird.
Allgemein ist "W - Ein missverstandenes Leben" zwar erträglich, jedoch stellenweise zu einfach gestrickt und nur begrenzt überzeugend. Bushy, der seine Kabinettsmitglieder gerne mit der Verniedlichungsform ihres Nachnamens anspricht stolpert als personifizierter Bauern- oder sollte man besser sagen Cowboy-Tölpel von einem Lebensabschnitt in den anderen, ohne dass die wichtigen Stationen seines Lebens je in konkreten Wende-Szenen gezeigt werden. Das warum und wieso muss der Zuseher nur zu oft erraten und sich selbst zusammenreimen, denn W ist kein sehr mitteilsamer Mensch, auch nicht gegenüber dem Publikum.
Fazit:
Unterhaltsam, aber keine Offenbarung.
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