Die Hauptdarstellerin mit ihrem botoxgetränkten Puppengesicht beherrscht drei Ausdrücke: Erstaunen, Zorn und Gleichgültigkeit. Noch nie war mir eine Serien-Hauptperson so unsympathisch. Die Protagonisten sind allesamt (!) üble menschliche Monster, Killer und Soziopathen (abgesehen von Mellie) und abgrundtief abstoßend, der Präsident eine Witzfigur und die Dialoge ... jeder schreit jeden an, leidenschaftlich, lange und noch länger und das Gegenüber hört höflich zu. So redet niemand miteinander, es sei denn in einer drittklassigen Seifenoper. Die Liebesgeschichte zwischen Pope und Präsident ist banal, lächerlich und langweilig. Ein Präsident, der für seine Geliebte einen Krieg beginnt, bei dem etliche Soldaten sterben und damit davon kommt ... ja geht's noch?
Und dennoch ist die Serie superspannend, gut geschnitten mit flockigem 5.1 Sound. Die Dramaturgie ruft: Kopf abschalten und unterhalten lassen! Wer das tut, wird mit 'Scandal' perfekt bedient und das hat auch bei mir 4 Staffeln lang bestens funktioniert.
Ich habe mir jetzt die 5. Staffel angetan und steige (vorerst) aus. Wenn Hauptpersonen sich so benehmen, wie sie sich nennen (Gladiatoren!) und zig Kehlen durchschneiden, Menschen mit Stühlen erschlagen und dennoch nicht in der Lage sind, dem einen wirklich Bösen (Eli Pope) eine Kugel in den Kopf zu jagen, ist das Drehbuch an Lächerlichkeit nicht mehr zu überbieten. Da läuft ständig ein mit den Augen rollender bärtiger Serienkiller durchs Bild (auch ein Gladiator!) und man soll ihn auch noch sympathisch finden? Olivia starrt mit Glubschaugen um sich, stiefelt aufgeregt von hier nach dort, alles läuft durcheinander, Sirius ist so böse, dass er schon kein Mensch mehr ist ... will ich das noch sehen? Weiß noch nicht. Vielleicht in einem Jahr bei Staffel 6 oder auch nicht mehr.
Wenn es bleibt wie jetzt, ist 'Scandal' für mich beendet.